Doch dann starb ich.

Elmar van Grünewald, König der Nacht, Kaiser des fahrenden Lumpenvolkes und Schutzpatron aller noch heute lebenden und jemals da gewesenen Fabulierer und Fantasten, läuft zu erzählerischen Glanzleistungen auf. Und das aus dem Stegreif. Die Band hat er in seiner Herrenhandtasche mitgebracht, verfügt an diesem Abend aber genauso souverän über sie, wie über seine Handpuppen, Spielzeugpistolen und Hupen, eben alle seine Requisiten. Er ist groß, darum ist sein Schatten lang, und an diesem Tag findet die ganze Welt der Gaukler und Gauner, Rosenverkäufer und Rotwelschen darunter Platz. Und van Grünewald läuft zur Höchstform auf, wie einst sein Vorbild Walther von der Vogelweide am königlichen Hofe. Trotzdem dürfen alle an seinem kleinen Taschentheater teilhaben und so brennt er einen Abend lang ein buntes Feuerwerk der Improvisation ab. Ein voodoorianisches Gesamtkunstwerk.
Eigentümlicherweise beginnt er eine tragische, eine sehr tragische Geschichte aus der Ichperspektive zu erzählen. Aus dieser selbst gebauten Falle muss sich van Grünewald alleine befreien. Und er tut es mit Bravur: “Ich war in einer Bar. Und ich sah ein Mädchen. Wir verliebten uns. Und hatten viele Kinder. Doch dann starb ich…”
Unser Dank geht an die Buchhandlung Dombrowsky in Regensburg.

Johnnie

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2 Responses to Doch dann starb ich.

  1. Stax says:

    Es war ein schöner Abend meine Damen und Herren. Einfach genial, zwischen Geschichten in dicken Papierwerken zu spielen
    .

  2. Genial! Bravo, bravo! Immer wieder bravo!

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